Integrität im Sport

WETTMANIPULATION

Die sich durch die gegenwärtigen Entwicklungen auf dem Wettmarkt, insbesondere dem Online-Wettmarkt, ergebenden neuartigen Probleme und Gefahren stellen einen äußerst aktuellen und viel diskutierten Themenbereich dar. Dies wird vor allem durch die hohe Anzahl an Initiativen und Stellungnahmen belegt, welche in den vergangenen zwei Jahren durch unterschiedliche Stakeholder durchgeführt wurden; das Spektrum dieser Stakeholder reicht von (internationalen) Sportorganisationen und Dachverbänden über öffentliche Behörden und Entscheidungsträger bis hin zu Vertretern der Wettindustrie. Eine Liste ausgewählter einschlägiger Veröffentlichungen ist am Ende der vorliegenden Seite zu finden.

Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang das am 24.3.2011 veröffentlichte Grünbuch der Europäischen Kommission über "Online-Glücksspiele im Binnenmarkt".

Hintergrund

2008 erzielte die Glücksspielindustrie, gemessen an den Brutto-Glücksspieleinnahmen (d. h. Einsätze abzüglich Preise, aber einschließlich Prämien), Jahreseinnahmen von rund 75,9 Mrd. EUR. Dies verdeutlicht das wirtschaftliche Gewicht dieses Sektors. Auf Online-Glücksspieldienste entfielen mit Jahreseinnahmen von über 6,16 Mrd. EUR 7,5% des gesamten Glücksspielmarkts. Der Online-Markt ist das Segment mit dem stärksten Wachstum und wird nach Schätzungen des Jahres 2008 seinen Umfang in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Gleichzeitig variieren die nationalen Rechtsrahmen innerhalb der EU stark und sehen für Zulassung, verbundene Online-Dienste, Zahlungen, Ziele des Allgemeininteresses und Betrugsbekämpfung jeweils unterschiedliche Bestimmungen vor. Während in einigen Ländern das Anbieten bestimmter Glücksspiele Beschränkungen unterworfen oder gar komplett verboten ist, pflegen andere Länder liberalere Regeln.

Wenngleich die unten aufgelisteten Gefahren keinesfalls zu vernachlässigen sind, so muss doch auch bedacht werden, dass vielerorts mit Einnahmen aus dem staatlich organisierten oder lizenzierten Glücksspiel gemeinnützige und im Allgemeininteresse liegende Tätigkeiten finanziert werden, z.B. Kunst, Kultur, Sport, Jugend-/Erziehungsprogramme und karitative Tätigkeiten. Auch die Nutzung von Spieleinnahmen zur Finanzierung derartiger Tätigkeiten und Projekte kann sehr unterschiedlich organisiert sein.

Problembereiche

Im genannten Grünbuch werden unterschiedliche Probleme aufgeworfen, welche das Glücksspiel im Sport mit sich bringen kann und welche insbesondere im Zuge der weiträumigen Nutzung des Internets durch solche Dienste noch weiter verstärkt werden. Die wichtigsten davon sind:

  • Illegale Anbieter: Von den 14 823 aktiven Glücksspiel-Sites in Europa verfügen über 85 % über keine offizielle Zulassung, einige davon werden direkt von kriminellen Gruppen betrieben. Angesichts dieses erheblichen Schwarzmarktanteils muss die Frage nach einer effektiveren Durchsetzung vorhandener Vorschriften aufgeworfen werden.
  • Grauzonen innerhalb des Marktes: von solchen Graumärkten ist die Rede, wenn in einem oder mehreren Mitgliedstaaten ordnungsgemäß zugelassene Anbieter in einem anderen Mitgliedstaat (Online-)Glücksspieldienste anbieten, ohne gemäß den einschlägigen nationalen Rechtsvorschriften eine Erlaubnis dafür erhalten zu haben. Vor diesem Hintergrund ist auch die laufende Debatte innerhalb der EU zu verstehen, ob und inwiefern der Online-Wettmarkt als wirtschaftliche Tätigkeit den Regeln des Binnenmarktes unterliegen und dadurch von der dort herrschenden Freizügigkeit für Dienstleistungen und Niederlassungen profitieren sollte; die Gegenposition hierzu wäre etwa die Verteidigung staatlicher Monopole. Noch 2009 hat sich das Europäische Parlament gegen eine Regelung von Online-Wetten durch die Prinzipien des Binnenmarktes ausgesprochen.
  • Problematisches Spielverhalten und Spielsucht: Damit im Zusammenhang steht die Bemühung, besonders gefährdeten Gruppen (z.B. Minderjährigen) einen speziellen Schutz zu gewähren und diesbezüglich Verbraucherschutz- und Marketingstrategien von Spielanbietern unter die Lupe zu nehmen.
  • Kriminelle Praktiken: Neben Geldwäsche sind hier insbesondere unterschiedliche Formen des Betrugs, z.B. Wettmanipulation zu nennen. Letztere steht beim Sport meist im Zusammenhang mit der Bestechung von Personen, die in der Veranstaltung von Ereignissen direkt involviert sind (z.B. Schiedsrichter); generell wird Wettmanipulation durch das überbordende Angebot an großteils unkontrollierten Online-Spielen noch zusätzlich erleichtert; im Internet angebotene Services können schnell aktiviert werden und schnell wieder verschwinden und sich dadurch der Untersuchung durch Behörden entziehen. Derartige Aktivitäten kommen häufig im Bereich des organisierten Verbrechens vor und können durchaus globales Ausmaß annehmen. So weiß man beispielsweise von der Beteiligung krimineller Organisationen in China und Kroatien an Spielabsprachen in Deutschland, Belgien und Finland. Aufgrund seiner Breitenwirkung und wirtschaftlichen Bedeutung ist der Fußball unter allen Sportarten das bevorzugte Opfer.

Kampf gegen Wettmanipulation in Europa

Die in den vergangenen zwei Jahren veröffentlichten Stellungnahmen und initiierten Projekte illustrieren die Bereitschaft aller involvierter Stakeholder - Sportverbände, öffentliche Behörden und Wettindustrie - gegen kriminellen Missbrauch von Sportwetten entschlossen vorzugehen. Die durch derartige Manipulationen verursachte Rufschädigung des Sports sowie Beeinträchtigung der Integrität sportlicher Wettkämpfe schadet immerhin allen beteiligten Akteuren auf unterschiedliche Art und Weise.

Einige vorgeschlagene und teils auch bereits implementierte Maßnahmen:

  • Interne Verhaltensregeln von Sportverbänden als Richtlinien zur Bekämpfung illegaler Wettpraktiken
  • Bessere Kooperation zwischen Verantwortlichen im Sport und der Wettindustrie
  • Ausbildung und Information für insbesondere junge Sportler, um kriminelle Machenschaften schneller zu erkennen und um die unbewusste Weitergabe von Insiderinformationen zu vermeiden
  • Verbot bestimmter Wettpraktiken oder Spielarten, welche als besonders anfällig für Betrug und Korruption gelten
  • Einführung gewisser Limitierungen wie maximale Wettsummen, welche eine Person innerhalb eines bestimmten Zeitraumes einsetzen darf
  • Sicherstellung, dass nationale Verbände und Clubs ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber Sportlern und Teilnehmern im weitesten Sinne (z.B. Schiedsrichter) nachkommen und diese daher nicht aus materiellen Beweggründen zu kriminellen Praktiken verleitet werden
  • Verbesserte Kenntnisse der Materie durch zusätzliche wissenschaftliche Forschung

Der internationale Charakter des Geschäfts verlangt erhöhte Kooperation zwischen Sportverbänden, Behörden und der Wirtschaft auf grenzübergreifender, vor allem europäischer Ebene.

Diesbezügliche Vorschläge der unterschiedlichen Akteure umfassen:

  • Austausch von Best Practice, beispielsweise um die nationalen Rechtsrahmen innerhalb des Glücksspielbereichs weiter zu entwickeln
  • Gegenseitige Anerkennung von Sanktionen, die durch einen (inter)nationalen Verband oder eine Regierung erlassen wurden
  • Austausch von Daten und Informationen zwischen Glücksspielaufsichten zur Identifizierung unerlaubter Wettpraktiken sowie zwischen öffentlichen Behörden bei Untersuchung und Verfolgung erwiesener Fälle der Wettmanipulation - dies alles aber stets unter Berücksichtigung bestehender Datenschutzvorschriften
  • Europäische Standards in Hinsicht auf strafrechtliche Tatbestände und deren Sanktionierung
  • International operierende Früherkennungssysteme, welche verdächtige Wettmuster identifizieren können

Besonders bei diesen auf den internationalen Charakter des Problems abzielenden Punkten ist eine aktive Beteiligung der Europäischen Union von besonderer Bedeutung.

Nützliche Links/Dokumente

 

DOPING

Durch die stetig zunehmende Kommerzialisierung des Profisports sind die Versuchungen zur Leistungssteigerung durch verbotene Arzneimittel größer geworden

Doping stellt weltweit, auch in Europa, eine Bedrohung für den Sport dar. Es widerspricht dem Grundsatz des offenen und fairen Wettbewerbs. Doping ist ein Demotivationsfaktor für den Sport allgemein und setzt die Profis unter unzumutbaren Druck. Doping beschädigt ernsthaft das Image des Sports und stellt ein Gesundheitsrisiko für den Einzelnen dar. Auf europäischer Ebene muss die Dopingbekämpfung einerseits die Strafverfolgung, anderseits die Aspekte Gesundheit und Vorbeugung berücksichtigen.

Es sei darauf hingewiesen, dass das Dopingproblem nicht nur im Bereich des Profisports besteht. Studien der Europäischen Kommission haben gezeigt, dass Amateurathleten ebenfalls auf leistungssteigernde Substanzen zurückgreifen. Daher ist Doping zunehmend zu einem Thema geworden, das sich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt.

Zahlreiche unterschiedliche Akteure versuchen, das Dopingproblem anzugehen, und die Kommission sucht gemeinsam mit den Mitgliedstaaten nach Möglichkeiten, die verschiedenen Akteure enger miteinander zu verknüpfen. In diesem Zusammenhang unterhält die Kommission regelmäßige Kontakte mit Mitgliedstaaten, dem Europarat, der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO).